IST NICHT JEDE TRAININGSEINHEIT FÜR SIE DIE WAHRE
FÜR SIE DIE WAHRE FREUDE?
Ja, jedes gute Training beflügelt. Sie werden immer stärker und muskulöser und Sie steigern Ihr Gewicht regelmässig. Sie haben keinerlei Verletzungen erlitten und fühlen sich rundherum so stark, dass Sie die oft zitierten Bäume ausreissen könnten. Sicher, Ihre Trainingseinheiten sind hart, ja 11mörderisch", aber gleichzeitig auch herrlich. Sie sind soweit, dass Sie nicht nur trainieren wollen, sondern geradezu trainieren müssen.
Die Wende kommt unerwartet und trifft Sie deshalb umso härter. Eines Tages kommen Sie ins Studio und verspüren nicht das richtige Feuer. Sie sind nicht wesentlich schwächer, die Kraft ist durchaus vorhanden - aber die Gewichte lassen sich nicht mehr so glatt bewegen, wie Sie es gewohnt sind. Sie müssen sich auf einmal richtig konzentrieren und Sie haben den Eindruck, sich in Zeitlupe durch Ihr Programm zu quälen. Sie sind gereizt, weil Sie die Kurzhanteln für den nächsten Satz nicht sofort finden können und wenn Sie zurückdenken ' so fällt Ihnen ein, dass Sie sich an diesem Tag nicht so aufs Training gefreut haben wie sonst. Ihr Körper hatte Ihnen etwas signalisiert, aber Sie haben nicht auf ihn gehört. Sie machen für heute Schluss. Sie mussten sowieso noch zur Bank, bevor sie schliesst.
Wenn diese Unlust auch bei den folgenden Trainingseinheiten anhält, kommt unweigerlich die Frage auf, ob Sie vielleicht am Ende Ihrer Möglichkeiten angekommen sind. Der Traum vorn Idealkörper ist plötzlich in Frage gestellt. Sollte dies das Ende Ihrer kontinuierlichen Fortschritte und guten Vorsätze sein? Kennen auch Weltklasseathleten solche Phasen?
Sportphysiologische Forschungen belegen, dass Spitzensportler im Allgemeinen derartige Phasen mangelnder Motivation und stagnierender Leistung nur selten durchmachen, weil sie ihren Trainingseinsatz sorgfältiger einteilen und nicht mit irgendwelchen Diäten oder fragwürdigen Trainingskonzepten experimentieren. Stagnation und Trainingsunlust ist in den meisten Fällen die Folge körperlicher und geistiger Erschöpfung. Diese Erschöpfung kann unterschiedliche Ursachen haben. Obertrainieren steht auf der Liste der möglichen Ursachen ganz oben. Obertrainieren ist allerdings nicht immer die unmittelbare Folge der Arbeit mit ungewöhnlichen Satz- und Widerholungszahlen. Erfahrene Athleten verstärken in der Wettkampfvorbereitung das Training aller Körperpartien, die ihrer Meinung nach besonderer Verbesserung bedürfen. Athleten dieser Leistungsstufe haben eine klare Zielsetzung und vor allem auch die Kapazität zur Umsetzung. Der durchschnittliche Breitensportler wird durch eine solche Zielsetzung und dem damit verbundenen Leistungsdruck häufig überfordert. Geist und Körper fühlen sich ausgelaugt, die Motivation geht förmlich in die Knie.
Erschöpfung kann unter Umständen auch die Folge einer unverträglichen Diät sein, durch die der Stoffwechsel ins Ungleichgewicht kommt. Wenn man auf Diät geht, um abzunehmen, und gleichzeitig intensiv trainiert, wird der Organismus doppelt gefordert. Der Körper reagiert auf die selbst herbeigeführte "Hungersnot" mit einer Verlangsamung des Stoffwechsels, um Energie zu sparen. Das Training wird zu einem Kampf gegen einen Stoffwechsel, der sich hartnäckig weigert diesen Prozess mitzumachen. Wettkampf-Athleten sind davon nicht so sehr betroffen, da sie im Verhältnis zum Fett wesentlich mehr fettfreie Körpersubstanz besitzen als der Durchschnitt.
Trainingsfrust ist möglicherweise auch durch Nährstoffmängel bedingt. Anfänger sind dabei wesentlich häufiger gefährdet als Wettkampfathleten, die heute zum grossen Teil schon selbst Ernährungsexperten sind und ihren Körper durch jahrelanges Studium genau kennen. Seit Jahrzehnten gibt es die unterschiedlichsten Meinungen zur "richtigen Ernährung" beim Körperaufbau. Es hat sich dabei herausgestellt, dass für die Mehrheit der Trainierenden die Extremformen weniger geeignet und häufig sogar kontraproduktiv sind. Die Gesundheit gefährdenden Formen lasse ich dabei aussen vor. Keinesfalls sollte man weder Fett noch Kohlenhydrate gänzlich aus seinem Speiseplan verbannen und das riesige Angebot der qualitativ hochwertigen Nahrungsergänzungen in jedem Falle nutzen. Jeder muss dabei die für sich selbst "richtige Ernährung" finden, wobei die Ausgewogenheit auch heute noch Priorität hat. Manchmal fehlt es nur an minimalem Mangel, der leicht zu beheben ist. Bei länger andauernder Mattigkeit sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.
Möglicherweise hat Ihre Erschöpfung gar nichts mit Training oder Ernährung zu tun. Vielleicht ist sie die Folge von negativem Stress, dem Sie alltäglich ausgesetzt sind. Termine, Probleme in der Familie, Geschäftsreisen, Schulden und vieles mehr kann Ihre Energie so auszehren, dass Sie die im Studio nötige Kraft nicht mehr aufbringen.
Erfahrene Athleten haben gelernt, Erschöpfung und Mattigkeit zu erkennen, die nicht durch das Training verursacht sind. Sogar die Superstars haben "schlechte Tage", aber sie erkennen diese sofort und passen sich an. Die Kunst besteht an solchen Tagen darin, die Wahrheit zu erkennen und dennoch positiv und aktiv zu sein. Beim Breitensportler versagt dieser Anpassungs-Mechanismus häufig. Das "Prinzip Brechstange" wird eingesetzt und damit die "Kollision" mit den Körpersystemen vorprogrammiert. Um solche störenden Einflüsse zu minimieren oder ganz auszuschalten, ist mentales Training, Yoga oder Meditation in verschiedenen Varianten sehr hilfreich. Für Frank Zane beginnt der Tag seit Jahrzehnten mit Meditation.
Jede(r) Trainierende wird früher oder später einmal unter Erschöpfung und Mattigkeit zu leiden haben. Dann ist es an der Zeit, das Training entsprechend zu modifizieren. Das heisst, Sie müssen die Intensität verringern. Entweder durch eine Reduktion der Gewichte oder der Trainingszeit oder durch beides. In ganz extremen Fällen hilft es auch, kurzzeitig den Schwerpunkt der körperlichen Aktivitäten je nach Wunsch und Möglichkeiten zu verlagern.
Umso motivierter kehrt man dann wieder zum partiellen Gewichtstraining zurück.
Jeder Frust ist nur vorübergehend - wenn man richtig damit umgeht. Das Training kann nicht immer gleich ablaufen, Höhen und Tiefen sind auch hier ganz normal. Sie müssen nur Vertrauen haben in das, was Sie tun. Ist der Frust erst einmal überwunden, so werden weitere Erfolge nicht lange auf sich warten lassen.